Recruiting

KI als Lösung des Fachkräftemangels

Wie Künstliche Intelligenz im Recruiting Abhilfe schaffen kann

Der Fachkräftemangel in Deutschland: Wie KI im Recruiting Abhilfe schaffen kann

Wenngleich der deutsche Arbeitsmarkt in diesem Jahr eine leichte Schwächephase erlebt, hat sich an der grundsätzlichen Herausforderung nichts geändert: Der Fachkräftemangel wird in Deutschland in den kommendenJahren drastisch zunehmen.

Je nach Eintrittsszenario könnte Deutschland bis 2035 sieben Millionen Fachkräfte verlieren, da die Babyboomer in Rente gehen und mit den Generationen Z und Alpha nicht ausreichend Fachkräfte folgen.

Diese Entwicklung stellt Unternehmen vor eine gewaltige Herausforderung: Wie können sie auch zukünftig effektiv die besten Talente anziehen und binden in einem Markt, der immer kompetitiver wird, um so das Überleben des Unternehmens zu sichern?

Eine vielversprechende Lösung bietet die künstlicheIntelligenz (KI) im Recruiting. KI-Technologien können Recruiting-Prozesse nicht nur effizienter und kosteneffektiver gestalten, sondern auch qualitativ verbessern.

 

Warum KI im Recruiting unerlässlich wird

Die fortschreitende Digitalisierung hat bereits tiefgreifende Änderungen in zahlreichen Industriezweigen bewirkt, und der HR-Sektor bildet keine Ausnahme. Künstliche Intelligenz ermöglicht es, komplexe und große Datenmengen in kürzester Zeit zu analysieren – ein entscheidender Vorteil im Recruiting, wo Geschwindigkeit ein wichtiger Erfolgsfaktor darstellt.

So kann künstliche Intelligenz Personalentscheidern helfen, Informationen über Bewerber schneller zu verarbeiten, was zu effizienteren und fundierteren Entscheidungen führt. Dies spart Zeit und Ressourcen und verkürzt nicht nur die Zeit bis zurStellenbesetzung, sondern erhöht auch die Wahrscheinlichkeit, den idealenKandidaten zu finden.

An den Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Recruiting knüpft sich zudem die Erwartung größerer Objektivität im Auswahlprozesses unter der Voraussetzung, dass die KI auch vorurteilsfrei trainiert wurde. Menschliche Beurteilungsfehler wie etwa das (unter-)bewusste Auswählen bekannter oder ähnlicher Kandidatenprofile oder unbewusste Vorurteile werden ausgeschaltet, was zu faireren Auswahlentscheidungen führt.

Und auch für Bewerbende bringt die Integration von künstlicher Intelligenz in den Recruiting-Prozess zahlreiche Vorteile mit sich. Einer der herausragendsten Vorteile ist die Verbesserung der Candidate Experience. Personalisierte Kommunikation, automatisierte Follow-ups und intelligente Matching-Algorithmen sorgen für ein reibungsloses und ansprechendes Bewerbungserlebnis. Dies wiederum steigert die Zufriedenheit und Bindung potenzieller Kandidaten.

 

Typische Anwendungsbeispiele von KI im Recruiting

Optimierung von Recruiting Strategien mit Predictive Analytics

Predictive Analytics ist die Nutzung von Daten zur Vorhersage künftiger Trends oder der Identifikation von Mustern. Die Auswertung vergangener Bewerberzahlen im Abgleich mit Arbeitsmarktdaten stellt bspw. im Recruiting eine aufschlussreiche Informationsquelle dar, um hier zukünftige Trends zu prognostizieren. Dies hilft Unternehmen, ihre Entscheidungen im Recruiting datengestützt zu treffen und so die Qualität der Recruiting-Strategien zu verbessern.

 

Erstellen und Posten von Stellenausschreibungen

KI-Tools für das Job Posting optimieren die Erstellung und Veröffentlichung von Stellenanzeigen. Durch eine zielgruppenoptimierte Sprache und das Ausspielen kandidatenrelevanter Inhalte wie bspw. dem Hervorheben der wichtigsten Benefits in Kombination mit dem Schalten in ausschließlich zielgruppenrelevanten Medien werden die Reichweite erhöht und die Sichtbarkeit der suchenden Unternehmen verbessert.

 

Erweiterte Kandidatensuche mit Deep Learning 

Technologien, die auf Deep Learning basieren, können weit über manuelle Suchmethoden hinausgehen, indem sie zeitgleich Kandidatenprofile aus verschiedenen Online-Quellen wie sozialen Medien, Online-Jobbörsen und weiteren Datenbanken analysieren. Dies ermöglicht eine schnellere und umfangreichere Identifikation passender Kandidaten. In Kombination mit einer automatisierten und personalisierten Erstansprache lassen sich hier wertvolleZeit und Ressourcen sparen.

 

KI-gestützte Vorauswahl von Kandidaten

Ein weiterer Anwendungsfall für Künstliche Intelligenz im Recruiting ist die automatisierte Vorselektion von Bewerbern. Systeme wie Resume Parsing nutzen KI, um Lebensläufe zu scannen und relevante Informationen wie Ausbildung, Berufserfahrung und Fähigkeiten zu erfassen. Diese Daten werden dann mit den Anforderungen der Stelle abgeglichen, wodurch die Eignung eines Kandidaten schnell bewertet werden kann.

 

Verbesserung der Kandidatenerfahrung durch Chatbots

Chatbots, die auf KI basieren, können rund um die Uhr mit Bewerbern interagieren, Fragen beantworten und Informationen sammeln. Diese Tools verbessern nicht nur die Candidate Experience durch sofortiges Feedback, sondern entlasten auch das Recruiting-Team, indem häufig gestellte Fragen automatisiert beantwortet werden.

 

KI-gestützte Video-Interviews:

KI-gestützte Video Interviewing-Tools ermöglichen es nicht nur, Interviews effizient und zeitlich flexibel durchzuführen. Deren Algorithmen erlauben auch die Analyse und Auswertung der Kandidatenantworten, der Mimik, der Gestik, der Stimme etc. Am Ende des Interviews werden Punkte vergeben. Beispielsweise für die gemessenen „Soft Skills“ wie Kommunikationsfähigkeit, Teamgeist oder Eigeninitiative.

 

Dynamische Talentpools

Künstliche Intelligenz kann auch dazu verwendet werden, dynamische Talentpools aufzubauen, in denen Kandidatenprofile ständig aktualisiert und bewertet werden. Solche Systeme können aktuelle Markttrends und interne Unternehmensgegebenheiten abgleichen und dabei die Entwicklung benötigter Schlüsselfähigkeiten berücksichtigen, um immer die passendsten Kandidaten für zukünftige Stellen bereitzuhalten.

 

ChatGPT im Recruiting als spezifischer Anwendungsfall

Ein spezifischer Anwendungsfall von Künstlicher Intelligenz im Recruiting ist der Einsatz von ChatGPT, ein im November 2022 öffentlich zur Verfügung gestellter Chatbot des US-amerikanischen Unternehmens OpenAI. Dieser Chatbot ermöglicht auf einfache Weise, mit der KI in einem Chat-Format zu interagieren und so die Vorteile von KI zu nutzen.

Die öffentlich zugängliche und benutzerfreundliche Anwendung ist anders als die zuvor genannten Tools sofort einsetzbar - sofern die Nutzung im Unternehmen erlaubt ist - und muss nicht erst zeitaufwendig in die bestehende IT-Landschaft eingebunden oder installiert werden.

Die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig und liegen insbesondere im Erstellen und Optimieren von Texten, aber auch beim Ausarbeiten von Konzepten.

So kann ChatGPT bei der Entwicklung einer neuen Recruiting Strategie behilflich sein, kann für die Erstellung von Stellenprofilen und hieraus abgeleiteten Stellenanzeigen genutzt werden. Es kann Texte der eigenenKarriere-Website analysieren und optimierte Textvorschläge unterbreiten. Oder bei der Erstellung von Interviewleitfäden verwendet werden. Auch dies hilft Unternehmen, wertvolle Zeit und Ressourcen zu sparen.

Besondere Vorsicht ist hierbei allerdings beim Datenschutz und der Vertraulichkeit geboten. Auf keinen Fall sollte ChatGPT dafür genutzt werden, personenbezogene Daten oder unternehmensvertrauliche Informationen zu analysieren. Insofern empfiehlt es sich zwingend, Mitarbeitende im Vorfeld des Einsatz von ChatGPT im Unternehmen zu schulen und klare Regeln zur Nutzung zu entwickeln.

 

Risiken der KI im Recruiting 

Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz im Recruiting bietet sehr viele Vorteile, birgt aber auch einige Risiken, die von Unternehmen sorgfältig beachtet und gesteuert werden müssen. Zu den wichtigsten Risiken zählen:

 

Verzerrungen und Diskriminierung

KI-Systeme lernen aus historischen Daten und wenn diese Daten voreingenommen sind, können die von der KI getroffenen Entscheidungen ebenfalls verzerrt sein. Dies kann zu einer unbeabsichtigten Diskriminierung führen, etwa in Bezug auf Geschlecht, Alter, ethnische Zugehörigkeit oder andere demografische Merkmale. Beispielsweise könnte eine KI, die auf Daten trainiert wurde, die eine Unterrepräsentation von Frauen in technischen Berufen zeigen, dazu neigen, männliche Bewerber für solche Positionen zu bevorzugen.

 

Transparenz und Nachvollziehbarkeit

KI-Systeme, insbesondere solche, die auf komplexen Algorithmen und Deep Learning basieren, können im Verlauf der Nutzung zunehmend undurchsichtig werden – ein Phänomen, das oft als "Black Box"bezeichnet wird. Dies erschwert es, die Entscheidungsfindungsprozesse der Künstlichen Intelligenz im Nachgang zu verstehen. Was bei Entscheidungen, die Karrieren beeinflussen, problematisch sein kann.

 

Datenschutz und Datensicherheit

Der Einsatz von KI im Recruiting erfordert zudem den Umgang mit sensiblen personenbezogenen Daten. Datenschutzverletzungen oder der Missbrauch dieser Daten können schwerwiegende Folgen haben. Insofern müssen Unternehmen sicherstellen, dass die verwendeten KI-Systeme die Datenschutzbestimmungen einhalten und dass die Daten sicher gespeichert und verarbeitet werden.

 

Regulatorische Compliance

Um Künstliche Intelligenz rechtssicher für die Gewinnung von Mitarbeitern zu nutzen, sollten sich Unternehmen zudem mit den Vorgaben des „Artificial Intelligence Act“ (AI Act) vertraut machen. Das von der Europäischen Union vorgeschlagene KI-Gesetz zielt darauf ab, die Anwendung von KI-Systemen zu regulieren, um sicherzustellen, dass diese Technologien auf eine ethische und verantwortungsbewusste Weise eingesetzt werden.

 

Für das Recruiting bedeutet dies, dass Unternehmen, die KI einsetzen, strenge Compliance-Anforderungen erfüllen müssen. Sie müssen nachweisen können, dass ihre Algorithmen keine diskriminierenden Entscheidungen treffen und dass die Entscheidungsfindungsprozesse für die Aufsichtsbehörden transparent sind. Die Einhaltung dieser Regularien ist mit zusätzlichem Aufwand verbunden.

 

Fazit: Die Rolle von Künstlicher Intelligenz im modernen Recruiting

Angesichts des wachsenden Fachkräftemangels in Deutschland und des zunehmenden Kampfes um die besten Köpfe wird der Einsatz von Künstlicher Intelligenz auch im Recruiting immer mehr zu einer strategischen Notwendigkeit. KI-Technologien, wie sie hier dargestellt werden, bieten eine Reihe von Lösungen, um den Recruiting-Prozess effizienter, effektiver und objektiver zu gestalten.

 

Effizienzsteigerung durch Automatisierung

KI ermöglicht es, zeitaufwendige Aufgaben wie das Screening von Lebensläufen, die Vorselektion von Kandidaten und die erste Kommunikation mit Bewerbern zu automatisieren. Tools wie Chatbots und KI-gestützte Video-Interviews reduzieren die administrativen Aufgaben für Recruiter und ermöglichen eine schnellere Reaktion auf Bewerber, was besonders in einem von Fachkräftemangel geprägten Arbeitsmarkt entscheidend ist.

 

Verbesserung der Candidate Experience

Die durch KI ermöglichte Personalisierung und ständige Verfügbarkeit erhöht die Zufriedenheit und Bindung der Kandidaten. Bewerber schätzen schnelle und relevante Interaktionen, die durch automatisierte Systeme ermöglicht werden. Diese Systeme bieten zudem den Vorteil, dass sie rund um die Uhr verfügbar sind und somit auf die Bedürfnisse der Kandidaten in verschiedenen Zeitzonen eingehen können.

 

Erhöhung der Qualität und Fairness im Auswahlprozess

Künstliche Intelligenz (KI) kann zudem die Qualität und Fairness im Recruiting-Prozess deutlich verbessern, indem sie eine standardisierte Bewertung aller Kandidaten ermöglicht und menschliche Voreingenommenheit reduziert. Durch den Einsatz von Algorithmen, die auf die Erkennung und Minderung von Verzerrungen programmiert sind, kann KI dazu beitragen, gerechtere Auswahlentscheidungen zu treffen. Zudem können KI-Systeme große Datenmengen analysieren, um umfassendere Einblicke in die Fähigkeiten derBewerber zu gewinnen und somit objektivere Auswahlentscheidungen zu unterstützen.

 

Risiken und Herausforderungen

Trotz der Vorteile sind mit dem Einsatz von KI im Recruiting auch Risiken verbunden. Verzerrungen in den Trainingsdaten können zu Diskriminierung führen, was die Notwendigkeit einer sorgfältigen Überwachung und Anpassung der KI-Systeme unterstreicht. Datenschutz bleibt ein kritischesThema, da der Umgang mit sensiblen persönlichen Daten besondere Sorgfalt erfordert. Und die Einhaltung des neuen EU-KI-Gesetzes erfordert zudem eine genaue Kenntnis der regulatorischen Anforderungen.  

 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Einsatz von KI im Recruiting nicht nur eine Antwort auf den Fachkräftemangel ist, sondern eine unerlässliche Investition in die Zukunft der Personalbeschaffung darstellt.